Album „Kings of Suburbia“: Tokio Hotel tauchen in neue Elektrowelten ab

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Ganze fünf Jahre sind vergangen, seit Tokio Hotel ihr letztes Album veröffentlicht haben. Viel ist passiert: Die vier Musiker sind durch die Welt getourt, 2010 haben sich Bill und Tom Kaulitz in Los Angeles niedergelassen. „In Deutschland war kein entspanntes Leben möglich“, erklären sie im Interview zur Veröffentlichung von „Kings of Suburbia“. Zudem hätten sie festgestellt, sagen die Brüder, dass sie kein Privatleben haben. Ob sich daran nun in Kalifornien etwas geändert hat, verraten sie nicht. Doch sie haben auf jeden Fall etwas anderes Neues: ein eigenes Home-Studio. Und das hört man dem neuen Album an. Es wird gemischt, geschnitten und verzerrt was das Zeug hält. „Der elektronische Einfluss war groß“, sagt Bill Kaulitz.

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Wer in „Kings of Suburbia“ eintaucht, findet sich in der typisch mystischen, leicht depressiven aber rockig angestrichenen Tokio-Hotel-Atmosphäre wieder. Alle elf Songs sind selbst geschrieben. Ihr Stil unterscheidet sich jedoch von früheren Werken: Sie sind weniger rau, sehr urban , stimmungsvoll und tanzbar. Die Clubs von L.A. spiegeln sich darin, und das an der US-Westwüste unverzichtbare Autofahren durch monotone Landschaften und ellenlange Avenues. mehr noch, „L.A. ist eigentlich langweilig“, befinden die Zwillinge, was für ihren gesunden Menschenverstand spricht. Eben diese luxuriöse, voller kreativer Möglichkeiten steckende Langeweile von L.A. charakterisiert „Kings of Suburbia“. „Love who loves you back“ repräsentiert diese Stimmung gut, oder auch „Feel it all“. Elektro-Dandyismus könnte man das nennen.

Tom Kaulitz‘ Gitarren fallen auf „Kings of Suburbia“ entsprechend dezent aus. Sie sind da, entschieden und geschmackssicher wie immer – doch meistens werden sie seidenglatt in die Synthie-Umgebung der Stücke eingebettet. Stattdessen experimentiert der erdigere Kaulitz-Bruder viel mit dem Drumcomputer, wie etwa im Titelstück „Kings of Suburbia“ zu hören ist. Oft übertreiben die Zwillinge es mit der Elektronik. Das Synthie-Riff in „Stormy Weather“ klingt jedenfalls wie die Musik des 80er-Jahre-Gameboyspiels „Mega Man“. Manchmal schert aber doch ein Instrument in die erste Reihe aus, und dann mit Wirkung – so wie das Klavier in „Run Run Run“ oder die Action- und Westerngitarre in „Girl got a gun“.

[adrotate group=“4″]Letzteres ist mit seinem kurzen, bedingungslosen Wesen das beste Stück des Albums. Mit sicherem Instinkt haben Tokio Hotel das Video dazu Kris Moyes anvertraut, der daraus einen schrillen Japan-Western mit Dragqueens gemacht hat. Viele alte Fans der Band hassen das Video, vermutlich wegen seiner abwegigen erotischen Untertöne, die wirklich an keiner Stelle Bezug auf Blümchensex nehmen. Überhaupt spielen Videos immer noch eine riesige Rolle im Universum der vier Magdeburger. „Love who loves you back“ greift etwa die Orgienszene aus „Das Parfum“ auf, im traurigen „Run Run Run“ zeigen sich Tom und Bill halbdunkel im neuen Look. Tom tritt jetzt als langhaariger, bärtiger Salonbiker auf, was sympathisch aussieht. Ob die blonde Scooter-Frisur und die vielen Gay-Piercings Bill Kaulitz stehen, muss man sich schon länger überlegen.

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Bill Kaulitz. Die Stimme des Frontmanns hat sich verändert. Sie ist erwachsener, männlicher, ernster geworden. Aber auch auf gewisse Art schwächer, da emotionaler. Gesangsunterricht hat er jedenfalls nicht genommen. Manchmal fällt die Schwäche empfindlich auf, wie im schnellen „Girl got a gun“. Auch sein Englisch ist in L.A. nicht besser geworden, ein Jammer. Hinzu kommt, dass der Gesang oft wirkt, als hätte er alles in Schnipseln eingesungen und nur wenig am Stück. Klar, Technik erlaubt es, jeden Vers mit der idealen Betonung zu bringen. Insgesamt bricht so aber die Stimmung der Songs zusammen. Andererseits entwickelt Kaulitz‘ Stimme manchmal einen eigenartigen, ergreifenden Sog. Dann verlässt er sich auf seinen Bauch und nimmt einen völlig gefangen, etwa in „Run Run Run“.

Manchmal steckt also etwas hinter den Songs, und manchmal nicht. Man habe noch Material für drei Alben sagen die Kaulitz-Brüder, und das nächste Album werde bestimmt nicht mehr so lange auf sich warten lassen. Vielleicht wäre es aber besser, doch noch ein wenig zu lernen. Gesangsunterricht nehmen bei L.A.s Wunderlehrern, mit der Gitarre alleine in die Wüste ziehen… So könnte noch Großes geschehen mit den einstigen Kinderstars.

Autor: Isabel Winklbauer
 
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2 Antworten

  1. Lilli sagt:

    Also diese Rezension zum Album ist ja mal völliger Schwachsinn. Ich finde das Album super! Es ist mal was neues von Tokio Hotel. Bill hat immer so gesungen und wird auch in Zukunft immer so singen wie er eben singt. Das ist eben was seine Fans an ihn so lieben. Ich persönlich halte ihn für einen glänzenden Sänger. Hut ab. Ich bin dem Tokio Hotel Hype nun auch verfallen 🙂

  2. Neolo sagt:

    Die Rezension is eine der besten, die ich bisher gelesen habe. Ein paar Songs sind gut und andere eben nicht. Ich find das Video von girl got a gun echt bescheuert, aber der Song is super. Das die sich weiter entwickelt haben find ich auch ok, trotzdem komm,t mir das Album ein bißchen zu sehr mainstream mäßig rüber. Aber Fans sind eh meist taub für Kritik

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